Tag 2

Veröffentlicht am 2. Mai 2025 um 18:04

Der erste Gedanke beim Aufwachen: Stimmt es wirklich, dass ich jetzt 6 Monate lang ausschlafen kann - dabei wälze ich mich schon wieder seit 6 Uhr im Bett herum und die Gedanken kreisen.

Auch heute kann man auf der Terrasse frühstücken und das geniesse ich sogar ein Stück weit. Heute wird die Mailfunktion abgestellt und ich lasse den Rechner an, um noch nach privaten Dokumenten zu suchen. Es fällt mir immer wieder was ein, was ich noch suche. Ein Kollege hätte gerne noch bei etwas Unterstützung - aber sorry nein: Ich bin mit sofortiger Wirkung freigestellt. Man hat schon alles geregelt. Das tut schon weh. Ich habe mir 15 Jahre lang den Arsch für die Firma aufgerissen und jetzt das.

Die Kontaktanfragen in LinkedIn werden immer mehr. Wir schreiben uns, trösten uns, tauschen die "Schicksale" aus. Da ich schon so lange dabei bin, habe ich eine recht komfortable Kündigungsfrist und auch die Abfindung ist nicht ohne. So langsam fange ich aber auch an zu rechnen: Was würde da eigentlich übrig bleiben - frustrierend wenig.

Ich sitze wie auf Kohlen und hoffe, dass sich a) der Mensch von der Leistungsabteilung meldet und b) vielleicht ja auch schon der Anwalt. Doch der fordert nur die Unterlagen an. Schade eigentlich.

Punkt 15 Uhr ist dann Schluss - Die Mailfunktion ist tot.

Und ich will meinen Rechner loswerden. Also fahre ich noch ins leere Office. Am Briefkasten überlege ich mir noch, ob ich diesen noch leeren soll - doch dann denke ich mir: "Freigestellt - wir haben alles schon geregelt". Nicht mehr mein Problem. Ich gebe den Rechner, Parkkarten und Schlüssel ab und lege dem Kollegen noch ein paar Dinge auf den Pult. Als Beweis mache ich noch ein paar Fotos. Ziemlich emotionslos muss ich gestehen, packe ich meine persönlichen Dinge zusammen, werfe noch einen letzten Blick ins Office und schliesse die Tür hinter mir. Für immer!

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